Empfehlungen

Was der Erlkönig bisher empfohlen hat…

Arno GEIGER

Reise nach Laredo

Was bleibt, wenn man nicht mehr ist, was man ein Leben lang war? Der neue große Roman von Arno Geiger über das, worauf es im Leben wirklich ankommt: die Freundschaft, die Liebe und das Loslassen

“In jedem Menschen steckt ein zurückgetretener König.” Karl hat sich in ein abgelegenes Kloster in Spanien zurückgezogen. Er ist krank und wartet auf sein Ende. Doch dann begegnet er dem elfjährigen Geronimo, und gemeinsam beschließen sie, davonzureiten, nachts, auf Pferd und Maulesel. Sie geraten in wilde Abenteuer, finden Weggefährten auf dem Weg nach Laredo. Karl lernt kennen, was er trotz Macht, Ruhm und Reichtum bisher nicht hatte: Freundschaft, Liebe, Unbeschwertheit und die Freiheit, die es bedeutet, nur im Moment zu leben. “Reise nach Laredo” ist ein fantastischer, magischer Roman über das Loslassen, über das, worauf es im Leben ankommt – und vor allem eine mitreißende Geschichte, mit einem besonderen Ende…

 

 Hanser Verlag, 270 Seiten, € 26,80

Ewald ARENZ

Die Liebe an miesen Tagen

Eine einfach schöne Liebesgeschichte – besonders für alle, die selbst schon das eine oder andere Auf und Ab erlebt und erfühlt haben…  Darf das wahr sein, kann das echt sein, wenn man gerade so schön verliebt ist wie schon lange nicht mehr? Und – was muss ich tun, was kann man tun, damit es diesmal gut geht?

Nach langer Zeit ist Elias der erste Mann, den Clara wirklich näher kennenlernen will. Und Elias stellt erstaunt fest, dass er sich bei Clara nicht ständig an einen anderen Ort wünscht. Sie genießen die ersten gemeinsamen Wochen in vollen Zügen. Stück um Stück erfahren sie mehr voneinander. Alles scheint zu passen, auch die vorherigen Leben. Dennoch macht der Altersunterschied der älteren Clara Angst. Elias wiederum weiß nicht so recht, wie man im Leben zu etwas steht, denn als Schauspieler versteht er es, sich immer wieder aus der Wirklichkeit ins Spiel zu retten. Als Clara ein Jobangebot in einer anderen Stadt annimmt, kommt es zum ersten Konflikt, denn sie will auf keinen Fall eine Fernbeziehung führen. Elias kann sich nicht sofort entscheiden, mit ihr zu gehen. Voller Wut trennt sie sich kurzerhand von ihm. Eine voreilige Entscheidung, wie sie bald feststellt, denn als Elias’ Ex-Freundin sich mit Nachrichten von ihm meldet, gerät ihr ganzes Leben ins Wanken ..

 

 Dumont Verlag, 380 Seiten, € 14,40

Jacqueline KORNMÜLLER

Das Haus verlassen

Eine zauberhafte, immer eigenartige und eigenwillige Geschichte, stimmungsvoll illustriert von Kat Menschik.

Eine poetische Geschichte voll leisem Humor über ein altes Feldsteinhaus, das sich nicht so ohne weiteres von seiner Besitzerin trennen möchte. Und über eine Besitzerin, die eigentlich fortgehen will …
Es gibt Menschen, die wohnen nicht nur, sondern sie werden von den Eigenarten ihres Hauses magisch angezogen. Sie wollen seine Geschichte erfahren. Sie erforschen, wann das Haus erbaut wurde, wer zuvor darin lebte und wie es dem Haus dabei erging. Für sie ist ein Haus ein geheimnisvolles Wesen, das sich nicht jedem öffnet.
So geht es auch der Erzählerin dieser Geschichte, als sie ein vereinsamtes kleines Feldsteinhaus auf dem Lande bezieht. Während die raubeinige Dorfgemeinschaft sie für ihre Bruchbude belächelt, beginnt sie, das 140 Jahre alte Haus wieder zum Leben zu erwecken – vom Dachboden bis zum Kellergewölbe, vom verwilderten Gemüsegarten bis zu den uralten Obstbäumen.
Doch manchmal kommt dann ein Zeitpunkt, da möchte man zu neuen Ufern aufbrechen. Als die Erzählerin nach zehn Jahren beschließt, ihr Haus zu verkaufen, muss sie feststellen: Man kann auch eine Haus-Beziehung nicht so einfach auflösen. Denn das Haus benimmt sich unerwartet widerspenstig und fremdelt, als sich die Bewerber die Klinke in die Hand geben …

 

 Galiani Verlag, 96 Seiten, € 25,70

Vigdis HJORTH

Ein falsches Wort

Eine Familiengeschichte, und was für eine: psychologisch und literarisch eindrucksvoll.

Was nach dem plötzlichen Tod des Vaters zunächst wie ein Erbstreit zwischen Geschwistern aussieht, wird für die ältere Schwester Bergljot zu einem Kampf um die jahrzehntelang verdrängte Wahrheit. Es geht nicht um Geld und Besitz. Es geht darum, wem die Vergangenheit gehört. Mit unverwechselbarer Konsequenz erzählt Vigdis Hjorth von der Sehnsucht nach Anerkennung, von der Kraft der Befreiung und von der Frage, ob wir unserer eigenen Geschichte vertrauen dürfen.

Mit »Ein falsches Wort« gelang Vigdis Hjorth der internationale Durchbruch. Der Roman löste in Norwegen einen Skandal um die Wahrhaftigkeit von Literatur aus, gewann eine Vielzahl von Preisen und festigte Hjorths Status als eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit, die 2023 für den International Booker Prize nominiert war und deren Werk in 20 Sprachen übersetzt ist.

 

 S. Fischer Verlag, 400 Seiten, € 25,70

 

Alex CAPUS

Das kleine Haus am Sonnenhang

“Ich war glücklich in dem kleinen Haus.” – Ein Buch voll Charme und Leichtigkeit, eine Ode auf die Zufriedenheit.

Eine kleine Philosophie der Gelassenheit und des stillen Glücks: Alex Capus erzählt eine persönliche Geschichte über die Liebe zur Literatur und ein Leben im Einklang mit sich selbst. – Es sind die neunziger Jahre in Italien. In den Kneipen wird geraucht, an den Tankstellen wird man bedient. Alex Capus bezieht ein einsam stehendes Steinhaus am Sonnenhang eines Weinbergs. Dort verbringt er viel Zeit mit seiner Freundin und Freunden, dort sucht er die Einsamkeit, um an seinem ersten Roman zu schreiben. Wie findet man Zufriedenheit im Leben? Warum stets eine neue Pizza ausprobieren, wenn doch die gewohnte Pizza Fiorentina völlig in Ordnung ist? Warum Jagd nach immer noch schöneren Stränden machen, wenn schon der erste Strand gut ist?
 
Ein Buch, das zuerst so federleicht daherkommt, dass man fast übersehen könnte, wie tiefsinnig es dann doch ist!

 

 Hanser Verlag, 160 Seiten, € 22,70

 

Drago JANCAR

Als die Welt entstand

Eine Geschichte vom Aufwachsen in Zeiten des Umbruchs: Der große slowenische Erzähler Drago Jancar über die Widersprüche der Gesellschaft im Maribor der 1950er

Danijel weiß nicht, wem er es recht machen soll: dem Vater, der mit seinen Kameraden vom kommunistischen Kämpferbund permanent den Sieg über Nazideutschland feiert, oder der Mutter, die ihn trotz allem zum Religionsunterricht zu den Kapuzinern schickt? Staatlich verordneter Pioniereid da, Glaubensbekenntnis von Pater Aloisius dort.
Veränderungen kündigen sich an, als die junge Sekretärin Lena in die Erdgeschosswohnung einzieht und damit nicht nur Danijels Fantasie anregt, sondern den ganzen Stadtteil in Unruhe versetzt. Meisterhaft erzählt Drago Jancar diese Geschichte aus dem Maribor der ausgehenden 1950er Jahre, in der sich die Widersprüche der slowenischen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg spiegeln.

Zsolnay Verlag, 270 Seiten, € 26,80

 

 Zsolnay Verlag, 270 Seiten, € 26,80

 

Judith HERMANN

Wir hätten uns alles gesagt

Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit.

Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.

 

 Zsolnay Verlag, 270 Seiten, € 26,80

 

Milena Michiko FLASAR

Oben Erde, unten Himmel

»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.

Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion. Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein.

Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹.

 

 Wagenbach Verlag, 300 Seiten, € 26,80

 

Arno GEIGER

Arno GEIGER

Das glückliche Geheimnis

Von Anläufen und Enttäuschungen, vom Finden und Wegwerfen. Und vom Glück des Gelingens. Das neue Buch von Arno Geiger ist wirklich so gut wie es rezensiert wird!

Frühmorgens bricht ein junger Mann mit dem Fahrrad in die Straßen der Stadt auf. Was er dort tut, bleibt sein Geheimnis. Zerschunden und müde kehrt er zurück. Und oft ist er glücklich. Jahrzehntelang hat Arno Geiger ein Doppelleben geführt. Jetzt erzählt er davon, pointiert, auch voller Witz und mit großer Offenheit. Wie er Dinge tat, die andere unterlassen. Wie gewunden, schmerzhaft und überraschend Lebenswege sein können, auch der Weg zur großen Liebe. Wie er als Schriftsteller gegen eine Mauer rannte, bevor der Erfolg kam. Und von der wachsenden Sorge um die Eltern. Ein Buch voller Lebens- und Straßenerfahrung, voller Menschenkenntnis, Liebe und Trauer.

 

 

 Hanser Verlag, 240 Seiten, € 25,70

 

Josephine TEY

Alibi für einen König

Ein ganz besonderer, eigenartiger Krimi – und ein besonders guter!

Inspector Alan Grant von Scotland Yard muss mit einem gebrochenen Bein das Bett hüten – und fühlt sich wie im Gefängnis. Erbärmlicher noch, denn im Krankenhaus ist Haftverkürzung selbst bei guter Führung ausgeschlossen. Beinahe so demütigend wie die Erinnerung an seinen lächerlichen Sturz ist der schroffe Ton der Krankenschwestern. Am schlechtesten aber erträgt Grant die Langeweile. Eine Freundin rät ihm, sich an einem der vielen ungelösten Rätsel der Kriminalgeschichte zu versuchen, und versorgt ihn mit Porträts berühmter Verbrecher. Beim Anblick von Richard III., der seine Neffen ermordet haben soll, muss Grant stutzen: Keineswegs die Visage eines Mörders, befindet der erfahrene Polizist. Mit der Unterstützung eines unterbeschäftigten Historikers geht Grant der Sache nach und stellt fest: Die Beweislage ist äußerst dürftig. Grant kann der Versuchung nicht widerstehen: Vom Krankenbett aus rollt er einen über vierhundert Jahre zurückliegenden Mordfall ganz neu auf.

Geschichte wird von den Siegern geschrieben, und die Wahrkeit ist ein Kind der Zeit…

 

 Kampa Verlag, 250 Seiten, € 20,60

Lea Ypi

Frei

Erwachsenwerden am Ende der Geschichte

Albanien 1989: Der letzte stalinistische Außenposten in Europa, ein isoliertes Land, das man nur schwer besuchen und noch schwerer verlassen kann. Es herrschen Mangelwirtschaft, Geheimpolizei und das Proletariat. Der Kommunismus hat den Platz der Religion übernommen. Für die zehnjährige Lea Ypi ist dieses Land ihr Zuhause: Ein Ort der Geborgenheit, des Lernens, der Hoffnung und der Freiheit.
Alles ändert sich, als in Berlin die Mauer fällt und in Tirana Enver Hoxhas Statue vom Sockel stürzt. Jetzt können die Menschen wählen, wen sie wollen, sich kleiden, wie sie wollen, anbeten, was sie wollen. Aber die neue Zeit zeigt bald ihr unfreundliches Gesicht: Skrupellose Geschäftemacher ruinieren die Wirtschaft, die Aussicht auf eine bessere Zukunft löst sich auf in Arbeitslosigkeit und Massenflucht. Als das Land im Chaos zu versinken droht und in ihrer Familie Geheimnisse ans Licht kommen, beginnt Lea sich zu fragen, was das eigentlich ist: Freiheit.
Unprätentiös und vollkommen uneitel macht die Autorin, die heute Politische Philosophie in London unterrichtet, ihre eigenen Erfahrungen zum Fall, den sie beobachtet und analysiert. In hinreißender Prosa erzählt Lea Ypi von ihrem Erwachsenwerden im poststalinistischen Albanien und einer schillernden Familie, deren Geschichte eng mit der des Landes verwoben ist. Ein fesselndes Memoir und eine scharfsinnige Reflexion über die Grenzen des Fortschritts und die Last der Vergangenheit, über glänzende Ideale und harte Realitäten. Vor allem aber über die Leben von Menschen, die vom Sturm der Geschichte erfasst werden.

 Suhrkamp Verlag, 330 Seiten, € 28,80

Guillermo Martinez

Die Oxford – Morde

Ein mathematisches Rätsel – nur die Logik führt zur Lösung! 

Guillermo kommt aus Argentinien nach Oxford, um Mathematik zu studieren. An einem lauen Sommerabend aber findet der junge Doktorand die Leiche seiner Vermieterin. Kurz darauf geschehen weitere Morde, und kein Geringerer als Arthur Seldom, der berühmte Professor für Logik, erhält jedes Mal eine Nachricht mit einem rätselhaften Symbol. Schnell ist klar: Wenn sie den nächsten Mord verhindern wollen, müssen Seldom und der junge Doktorand die logische Reihung der Symbole entschlüsseln … originell, ungewöhnlich, und ungewöhnlich gut!

 Eichborn Verlag, 220 Seiten, € 14,40

Monika Helfer

Die Bagage

Man ist ja immer skeptisch, wenn ein Buch so sehr gelobt wird, aber dieses Buch ist wirklich so gut wie alle sagen. 

„Von uns wird man noch lange reden.“ Monika Helfers Roman „Die Bagage“ – eine berührende Geschichte von Herkunft und Familie
Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

 dtv Tasdchenbuch Verlag, 160 Seiten, € 11,40

Dror Mishani

Drei

Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Eine zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einem Zeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie. Ein besonderes, ein besonders raffiniertes Buch!

Diogenes Taschenbuch Verlag, 330 Seiten, € 13,40

Daniela Krien

Die Liebe im Ernstfall

Fünf Frauen versuchen das Unmögliche: Lieben, stark sein – und sich treu bleiben.

Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist keine Romantik. Liebe ist eine Tat. Sie heißen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Sie kennen sich, weil das Schicksal ihre Lebenslinien überkreuzte. Als Kinder und Jugendliche erlebten sie den Fall der Mauer, und wo vorher Grenzen und Beschränkungen waren, ist nun die Freiheit. Doch Freiheit, müssen sie erkennen, ist nur eine andere Form von Zwang: der Zwang zu wählen. Fünf Frauen, die das Leben aus dem Vollen schöpfen. Fünf Frauen, die das Leben beugt, aber keinesfalls bricht.

Diogenes Taschenbuch Verlag, 280 Seiten, € 13,40

Andrew Cartmel

Murder Swing

London, heute: Er ist ein Plattensammler, ein Spezialist für äußerst seltene LPs, die er kauft und verkauft. Die Jobbeschreibung auf seiner Visitenkarte lautet: ›Vinyl-Detektiv‹…

…und manche Leute nehmen das ganz wörtlich – so wie die geheimnisvolle Nevada Warren, die ihn für eine Unsumme anheuert, um für einen anonymen Auftraggeber eine Platte zu finden, die zu der schmalen Produktion eines winzigen kalifornischen Jazz-Labels gehört, das in den 1950ern nur ein Jahr existierte. Bald häufen sich seltsame Todesfällen, die allesamt mit dieser Platte zu tun haben könnten. Aber was könnte auf ihr zu hören sein, was sie so ungemein wertvoll macht? Und was hat einer der mächtigsten Konzerne der weltweiten Unterhaltungsindustrie damit zu tun? Zu allem Überfluss hat unser Detektiv bald auch noch die »Aryian Twins« Heinz und Heidi an der Hacke, zwei ziemlich extravagante Killer …

Suhrkamp Taschenbuch Verlag, 520 Seiten, € 10,30

Marco Balzano

Damals, am Meer

Ein Buch über Männer, die nie gelernt haben, über Gefühle zu sprechen – und dabei auf sehr italienische Art witzig und skurril.

Drei Männer auf einer Reise quer durch Italien – von Mailand, wo die Familie lebt, zurück nach Apulien, wo Großvater Leonardos Wohnung langsam in der salzigen Luft verwittert. Was für den alten Mann die Heimat ist, ist für den Vater die Erinnerung an die Jugend und für den Sohn ein Feriendomizil. Doch wo fühlen sie sich zu Hause? Diese Frage muss jeder für sich beantworten.

Diogenes Taschenbuch Verlag, 240 Seiten, € 12,40

Giorgio Scerbanenco

Das Mädchen aus Mailand – Die Verratenen

Eine echte Enteckung! Die Krimis von Scerbanenco, dem „Vater des italienischen Krimonalromans“, in neuer Übersetzung. Hart, realistisch, mit einem klaren Blick auf die gesellschaftllichen Verhältnisse – einfach sehr, sehr gut!

Folio Verlag, je € 18,-

Claudie Gallay

Die Brandungswelle

Ein Buch, das fast ein Kriminalroman sein könnte, aber doch ganz anders ist…

La Hague im Nordwesten der Normandie: Nur wenige wohnen hier, am Ende der Welt, am Meer, dort, wo die Menschen ebenso schroff sind wie die Natur und das Leben vom Wind, vom Wetter, von den Gezeiten bestimmt wird – bis eines Tages Lambert auftaucht.
Fremde, die hier länger bleiben, gibt es selten; sie werden von den Einheimischen argwöhnisch beäugt, aber Lambert ist nicht wirklich fremd; irgendwie gehört er dazu. Vor vierzig Jahren starben seine Eltern und sein Bruder bei einem Bootsunglück. Nun ist er zurückgekommen, um das dramatische Unglück von damals aufzuklären. Und allmählich bröckelt die Wand des Schweigens, hinter der jeder Dorfbewohner ein Geheimnis zu verbergen scheint

btb Taschenbuch Verlag, 560 Seiten, € 10,30

Vladimir Jabotinsky

Die Fünf

Odessa nach 1905, der klassische Schmelztiegel der Alten Welt.

Es sind die letzten Tage des alten Odessa: Im Vielvölkergemisch der kosmopolitisch-toleranten Stadt, in der das Ukrainische und das Russische, das Jüdische und das Deutsche, das Armenische und das Griechische nebeneinander existieren, wachsen die fünf Geschwister der Familie Milgrom zwischen revolutionärer Gewalt und Assimilation auf. Doch bald trennen sich ihre Lebenswege auf dramatische Weise. Vladimir Jabotinsky, brillanter Feuilletonist und streitbarer Mitbegründer der zionistischen Bewegung, unternimmt eine imaginär-romanhafte Reise in die Stadt, in der er 1880 geboren wurde und seine Kindheit und Jugend verbrachte.

Aufbau Taschenbuch Verlag, 280 Seiten, € 16,50

Von Aleppo nach Paris

Das erst 1993 in der Vatikanischen Bibliothek entdeckte Manuskript des Berichts von einer Reise von Aleppo nach Paris im Zeitalter Ludwigs XIV. Orient und Okzident begegnen sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Der französische Reisende Paul Lucas trifft 1707 in Aleppo auf den zwanzigjährigen Hanna Diyâb. Er wird von Lucas eingestellt und begleitet diesen auf der Heimreise nach Frankreich; ihre Route führt sie von Aleppo über Tripolis, Saida, Zypern, Ägypten, Libyen, Tunis nach Livorno, Genua und Marseille, von dort durch das Rhônetal nach Paris. Anschaulich und lebendig beschreibt Diyâb Begegnungen und Gespräche, Karawanenzüge und Angriffe von Korsaren, er nimmt Legenden und Heiligengeschichten in seinen Bericht auf. Hanna Diyâb wird in den Gemächern Ludwigs XIV. empfangen. Die Beschreibung seines Aufenthalts am Hof und in der Stadt Paris gehört zu den Höhepunkten seines Reiseberichts. Dort trifft er auch auf den Orientalisten Antoine Galland, den Herausgeber und Übersetzer von Tausendundeiner Nacht, dem er, neben anderen, die Geschichten von »Ali Baba« und »Aladdin« erzählt, die dieser in seine berühmte Märchensammlung aufnehmen wird. Mit ihnen hat sich Hanna Diyâb bereits vor über dreihundert Jahren anonym in das europäische Kulturgedächtnis eingeschrieben.

Verlag Die Andere Bibliothek, 490 Seiten, € 24,70

Iris Wolff

Die Unschärfe der Welt

Die Geschichte einer deutschsprachigen Familie im Banat, erzählt in wechselnden Perspektiven etwa der Siebziger Jahren bis knapp nach der Jahrtausendwende – und, obwohl auch nichts beschönigt wird, in einer gefühlvoll poetischen Sprache.

In diesem Buch verbinden sich die Lebenswege von sieben Personen, sieben Wahlverwandten, die sich trotz Schicksalsschlägen und räumlichen Distanzen unaufhörlich aufeinander zubewegen. So entsteht vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts ein großer Roman über Freundschaft und das, was wir bereit sind, für das Glück eines anderen aufzugeben. Kunstvoll und höchst präzise lotet Iris Wolff die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung aus – und von jenen Bildern, die sich andere von uns machen.

Klett Cotta Taschenbuch Verlag, 220 Seiten, € 11,40

Nicolas Bouvier

Fundstücke eines Bilderjägers

Literarische, künstlerische und historische Miniaturen, illustrierte Randnotizen zur Weltgeschichte

Seit seiner Kindheit war Nicolas Bouvier von Bildern fasziniert, seien es Illustrationen, Sammelbilder oder Landkarten. Später schulte sein Malerfreund Thierry Vernet, mit dem er im Fiat Topolino bis nach Afghanistan fuhr, seine visuelle Beobachtungsgabe. Auf dem letzten Abschnitt seiner großen Reise, in Japan, wurde Nicolas Bouvier zum Fotografen, und damit war der Grundstein gelegt für eine Leidenschaft, die ihn jahrzehntelang fesseln sollte: die eines Bilderjägers, immer auf der Suche – in Regionalmuseen, Nationalbibliotheken und auf all seinen Reisen. Die Volkskunst schlug ihn dabei besonders in ihren Bann.

Seine Passion mündete schließlich in eine Zusammenarbeit mit dem Genfer Magazin „Le Temps stratégique“, für das er von 1992 bis 1997 als Ikonograph arbeitete. Zudem nahm er in seiner eigenen Rubrik „L’image de …“ Illustrationen aus seiner umfassenden Sammlung als Aufhänger für eine Geschichte. Diese Texte samt den zugehörigen Abbildungen versammelt der vorliegende Band. Mit ihnen gelingt es Nicolas Bouvier, sowohl unseren Blick zu schärfen als auch kulturhistorisches Wissen zu vermitteln und uns zu verzaubern.

Lenos Verlag, 150 Seiten mit zahlreichen, teils farbigen Abbildungen, € 22,70

Andrea Carter

Die Kalten Wasser von Donegal

Hier wird nichts neu erfunden, aber alles richtig gemacht!

An der Küste Donegals führt die junge Notarin Ben O’Keeffe ein zurückgezogenes Leben. Bis sie den Verkauf der alten Kirche abwickeln soll und dort auf ein Skelett stößt. Handelt es sich bei dem Toten um den ortsansässigen Conor Devitt, der vor sechs Jahren an seinem Hochzeitstag spurlos verschwand? Conors Bruder will Ben gegenüber sein Gewissen erleichtern – und rast kurz nach dem Treffen mit seinem Auto in den Tod. Gemeinsam mit Sergeant Tom Molloy versucht Ben, den rätselhaften Mordfall aufzuklären. Doch die Küstenbewohner bilden eine Mauer des Schweigens …

Goldmann Taschenbuch, 410 Seiten, € 10,30

Natascha Wodin

Sie kam aus Mariupol

„Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe“ – Natascha Wodins Mutter sagte diesen Satz immer wieder und nahm doch, was sie meinte, mit ins Grab. Da war die Tochter zehn und wusste nicht viel mehr, als dass sie zu einer Art Menschenunrat gehörte, zu irgendeinem Kehricht, der vom Krieg übriggeblieben war. Wieso lebten sie in einem der Lager für „Displaced Persons“, woher kam die Mutter, und was hatte sie erlebt? Erst Jahrzehnte später öffnet sich die Blackbox ihrer Herkunft, erst ein bisschen, dann immer mehr.
„Sie kam aus Mariupol“ ist das außergewöhnliche Buch einer Spurensuche. Natascha Wodin geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die aus der Hafenstadt Mariupol stammte und mit ihrem Mann 1943 als „Ostarbeiterin“ nach Deutschland verschleppt wurde. Sie erzählt beklemmend, ja bestürzend intensiv vom Anhängsel des Holocaust, einer Fußnote der Geschichte: der Zwangsarbeit im Dritten Reich. Ihre Mutter, die als junges Mädchen den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror miterlebte, bevor sie mit ungewissem Ziel ein deutsches Schiff bestieg, tritt wie durch ein spätes Wunder aus der Anonymität heraus, bekommt ein Gesicht, das unvergesslich ist. „Meine arme, kleine, verrückt gewordene Mutter“, kann Natascha Wodin nun zärtlich sagen, und auch für uns Leser wird begreifbar, was verlorenging. Dass es dieses bewegende, dunkel-leuchtende Zeugnis eines Schicksals gibt, das für Millionen anderer steht, ist ein literarisches Ereignis.

Rowohlt Taschenbuch Verlag, 368 Seiten, € 12,40

Ian Rankin

Rebus

Einen wie John Rebus gibt es kein zweites Mal. Seit fast drei Jahrzehnten macht der ebenso geniale wie streitlustige Detective Inspector Edinburgh unsicher, nicht ohne dabei Freunden wie Vorgesetzen unendlich auf die Nerven zu gehen. Von seinen Feinden ganz zu schweigen. Die in diesem Band versammelten Geschichten, von denen zehn erstmals auf Deutsch erscheinen, beleuchten die Stationen seines Lebens, von seinem allerersten Fall bis hin zu seiner dramatischen (und zum Glück nur vorläufigen) Pensionierung. Einmal mehr beweist Ian Rankin hier, dass ein Krimiregal ohne den schottischen Kultkommissar theoretisch zwar möglich, aber sinnlos ist.

Goldmann Taschenbuch Verlag, 768 Seiten, € 13,40

Alfred Bodenheimer

Kains Opfer

Ein ungewöhnlicher Krimi… und dabei ungewöhnlich gut!

Als ein Mitglied seiner Gemeinde ermordet wird, ist Rabbi Klein bestürzt. Bald darauf bittet Kommissarin Bänziger von der Stadtpolizei Zürich ihn um die Übersetzung einiger hebräischer E-Mails des Toten, ohne zu ahnen, dass es mit dem eigenwilligen Rabbi Klein nicht ganz einfach wird. Denn der macht sich Sorgen um seine Gemeinde, und als Klein die Rede zur Trauerfeier vorbereitet und über den Brudermord Kains nachdenkt, wird ihm klar, dass er wichtigen Hinweisen zum Verbrechen auf der Spur ist. Heimlich beginnt der sympathisch unperfekte Rabbi zu ermitteln …unorthodox im besten Sinne!

Heyne Taschenbuch Verlag, 220 Seiten, € 10,30

Jules Verne

Der Grüne Blitz

Ein besonders geheimer Geheimtipp: „Der grüne Blitz“ der einzige Liebesroman von Jules Verne. 2013 neu übersetzt, mit zeitgenössischen Illustrationen, erschienen im Mare Verlag.

Die hübsche Helena wächst auf dem schottischen Landsitz ihrer „Zieheltern“ Onkel Sam und Onkel Sib auf, die sich nicht nur eine Schnupftabakdose teilen, sondern auch stets die Sätze des jeweils anderen vollenden. Als Helena achtzehn wird, beschließen die beiden, sie mit dem hochseriösen Gelehrten Aristobulus Ursiclos zu verheiraten, der ihnen als Garant für das Glück ihrer Nichte erscheint. Doch diese fordert Bedenkzeit: Aus der Zeitung hat sie vom „grünen Blitz“ erfahren, einem seltenen Naturphänomen, das nur an besonders klaren Tagen bei Sonnenuntergang am Meer beobachtet werden kann. Wer den grünen Blitz gesehen hat, wird sich, so besagt die Legende, in Gefühlsdingen nicht täuschen. Mit ihren Onkeln und deren Wunschkandidat im Schlepptau begibt sich Helena auf eine Reise entlang von Schottlands Westküste, auf der Suche nach dem grünen Blitz – und der großen Liebe.

Dank dieser Schmuckausgabe liegt Jules Vernes einziger Liebesroman, 1882 im Original erschienen und gut hundert Jahre später von Eric Rohmer als ‚Das grüne Leuchten‘ fürs Kino adaptiert, endlich in einer modernen deutschen Übersetzung vor. Mit humorvollem Understatement und hinreißender Leichtigkeit entführt uns der Autor auf diese abenteuerliche Entdeckungsreise, die schließlich eine Entdeckungsreise des Herzens ist.

mareverlag, 84 Seiten mit zahlreichen Kupferstichen aus d. Originalausgabe, € 26,80

Gerhard Jäger

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Ein Buch, dass mit den Erwartungen der Leser spielt – und am Ende ist vieles anders als man lange noch geglaubt hat.

Im Herbst 1950 kommt der junge Wiener Historiker Max Schreiber in ein Tiroler Bergdorf, um einem alten Geheimnis auf den Grund zu gehen. Konfrontiert mit der archaischen Bergwelt und der misstrauischen Dorfgemeinschaft , fühlt er sich mehr und mehr isoliert. In seiner Einsamkeit verliert er sich in der Liebe zu einer jungen Frau, um die jedoch auch ein anderer wirbt. Als ein Bauer unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, ein Stall lichterloh brennt und der Winter mit ungeheurer Wucht und tödlichen Lawinen über das Dorf hereinbricht, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Schreiber gerät unter Mordverdacht und verschwindet spurlos – nur seine Aufzeichnungen bleiben zurück.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später will ein alter Mann endlich die Wahrheit wissen. Von seinen eigenen Schatten verfolgt, begibt er sich auf Spurensuche in die Vergangenheit.

Heyne Taschenbuch Verlag, 400 Seiten, € 11,30

Martin Mosebach

Mogador

Martin Mosebach, seit jeher schon bekannt für feine, feinsinnige Prosa, erreicht eine neue Höhe seines Könnens: Das ist einfach sehr, sehr gut geschrieben!

Ein junger Banker, der sich in seinem Ehrgeiz doch auch hat korrumpieren lassen, ergreift die Flucht, flieht noch Marokko und in einen orientalischen Traum, eine undurchsichtige Schein- und Halbwelt, die sich bald zum Albtraum entwickelt. Es ist nicht einfach, alles hinter sich zu lassen, denn dabei besteht immer die Gefahr, am Ende sich selbst zu finden…

Rowohlt Taschenbuch Verlag, 370 Seiten, € 11,30

J.L. Carr

Ein Monat auf dem Land

Sommer 1920 im nordenglischen Oxgodby: Als auf dem Bahnhof ein Londoner aus dem Zug steigt, weiß gleich das ganze Dorf Bescheid.

Er ist der Restaurator, der das mittelalterliche Wandgemälde in der örtlichen Kirche freilegen soll. Doch was steckt hinter der Fassade des stotternden und unter chronischen Gesichtszuckungen leidenden Mannes? Tom Birkin hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, als traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Er hofft, in der Ruhe und Einfachheit Yorkshires zu gesunden. Und tatsächlich: Langsam gelingt es ihm, sich der Welt um sich herum zu öffnen, vielleicht sogar der Liebe…
J.L.Carr erzählt von einem Mann, der überlebt, und von der Rettung, die in uns wie den anderen liegt. Dieser moderne Klassiker der englischen Literatur ist in seiner sprachlichen Leichtigkeit und Eleganz eine echte Wiederentdeckung.

DuMont Taschenbuchverlag, 144 Seiten, € 11,40